Dieser Gedanke kam mir neulich, als ich auf meiner Reise von München nach Preußen in Herzogenrath den Zug verließ. Als erstes fiel mein Blick auf viele Gleise und einige Industreibrachen. Bahngleise kennen wir in der Weltstadt München natürlich auch, Industriebrachen eher nicht. In Bayern läuft die Wirtschaft noch hervorragend.
„Egal“, dachte ich mir, „der erste Eindruck kann ja mal täuschen.“ Ich betrat also die Unterführung, die mich aus dem Bahnhof und in die Stadt führen sollte. Noch bevor ich den dezenten Duft nach Urin und anderen mir unbekannten Luftunreinheiten wahrnahm, fielen mir die Bodenfliesen auf, die vermutlich einmal beige waren und die Betonung liegt auf WAREN. In München würde man den Reinigungskräften doch ordentlich einheizen, wenn Fäkalien (hoffentlich von einem Vierbeiner) und Essensreste länger als einige Stunden den Blick der Touristen beleidigen würden. Hier schien beides auf seltsame Weise eine Symbiose mit dem Bodenbelag gebildet zu haben. Der Geruch unterstrich den trostlosen Eindruck noch und ich verstand endlich, warum mir eine Bekannte den Tipp gegeben hatte, die FFP2 Maske erst vor dem Bahnhof auszuziehen.
Die Verwunderung war noch nicht genug. Als ich den Bahnhof verließ vernahm ich laute, blecherne Musik. Ich sah mich um und entdeckte an der Bushaltestelle eine Gruppe von Männern im fortgeschrittenen Alter, die sich offensichtlich mit Dosenbier und Schlagermusik die Zeit vertrieben. Auch so etwas kennt man in München nicht, zumindest nicht vor dem Hauptbahnhof, da ein solcher Anblick den schönen ersten Eindruck der ankommenden Gäste trüben würde. Und sagt man nicht, für den ersten Eindruck gäbe es keine zweite Chance? Aber mei, andere Länder, andere Sitten.
„Was ist das eigentlich für ein seltsamer Betonklotz auf der anderen Straßenseite?“, fragte ich mich und sah mir den Betonklotz näher an. Und dann entdeckte ich das, was mich zu der Einsicht brachte, dass man im Rheinland offensichtlich viel Humor hat. Es war ein großer Schriftzug auf der Fassade dieses Betonbaus: „Herzlich willkommen in Herzogenrath.“